Zusammen mit dem Orchestre nationale de Metz unter der Leitung des Chefdirigenten Jacques Mercier gestalten wir die Uraufführung des Oratoriums „Asléga“ von Théodore Gouvy.
Geplante Aufführungen: Donnerstag, 4. Juli in Hombourg-Haut, 5. Juli in Sarrebourg und eine weitere noch nicht terminierte Aufführung in Metz.
Théodore Gouvy wurde 1819 als jüngstes von vier Kindern einer wohlhabenden Familie von französischen Industriellen geboren. Seine Vorfahren stammten ursprünglich aus Belgien, sein Urgroßvater Pierre-Joseph hatte sich jedoch im Saarland niedergelassen und 1751 östlich von Saarbrücken eine Eisenhütte gegründet, der er im Andenken an sein belgisches Heimatdorf den Namen „Goffontaine“ gab.
Gouvy studierte ab 1836 zunächst in Paris Jura. Während des Studiums beschloss Gouvy, Musiker zu werden, mangels französischer Staatsbürgerschaft blieb ihm jedoch der Zugang zum Conservatoire de Paris verwehrt. Er war daher gezwungen, Privatunterricht zu nehmen, unter anderem bei Antoine Elwart und Pierre Zimmermann, die zu jener Zeit Professoren am Konservatorium waren. Erste Lehrstücke entstanden 1841, zwei Jahre darauf folgten zwei Etüden für Klavier, die als Gouvys Opus 1 gezählt werden und 2002 neu aufgelegt wurden.
Während eines Auslandsaufenthalts in Rom 1844 war Gouvy Mitglied eines Künstlerkreises um Eduard Franck, Karl Anton Eckert und Niels Wilhelm Gade. Nach seiner Rückkehr nach Paris war er mit dem Pianisten Karl Halle befreundet und lernte über diesen unter anderem Frédéric Chopin und Hector Berlioz kennen.
In seiner ersten Schaffensphase konzentrierte Gouvy sich auf Instrumentalmusik: Er schuf einen beträchtlichen Katalog an Kammermusik und eine Reihe von Sinfonien. Seine erste Sinfonie op. 9 wurde 1847 in Paris uraufgeführt und von der Kritik positiv aufgenommen, im selben Jahr zählte die Gazette musicale Gouvy bereits zu den wichtigsten zeitgenössischen französischen Komponisten von Instrumentalmusik. Gouvy pflegte eine lebhafte Korrespondenz mit französischen und deutschen Kollegen, darunter Camille Saint-Saëns, Théodore Dubois, Franz Liszt, Ferdinand Hiller und Johannes Brahms.
Allgemeine Anerkennung fand Gouvy in Paris erst spät: So führte 1868 die Société des Concerts du Conservatoire seine Werke auf. 1873 wurde er in den Ausschuss der Société Nationale de Musique gewählt, weitere Ehrungen folgten. Dennoch war Gouvy über den lange ausgebliebenen Erfolg seiner Musik enttäuscht und lehnte daher 1875 aus gekränktem Stolz den Prix Chartier für das beste Streichquartett ab.
Nach dem Tod seiner Mutter 1868 zog Gouvy nach Hombourg-Haut in die Villa seines Bruders Alexandre und dessen Frau Henriette, die Gouvys Werk schätzte und seine Arbeit förderte. Musikalisch fand diese Freundschaft unter anderem in zahlreichen Klavierwerken für vier Hände Niederschlag. Alexandre ermöglichte es den beiden, die Zeit des Deutsch-Französischen Kriegs gemeinsam im sicheren Schweizer Exil zu verbringen. Nach dem Frankfurter Frieden von 1871 fiel schließlich auch Hombourg-Haut an Deutschland.
Gouvy konzentrierte sich nun auf Chorwerke. Er begann 1874 mit einem Requiem, das als eines seiner bedeutendsten Werke gilt. Es folgten ein Stabat mater (1875), eine Missa brevis (1882) sowie verschiedene weltliche Kantaten (1881–1894). Da es zu jener Zeit in Frankreich kaum Möglichkeiten gab, derartige Werke aufzuführen, verlagerte Gouvy sein Wirken schließlich ganz auf die großen Städte Deutschlands – insbesondere seine weltlichen Chorwerke konnte er während der 1880er- und 90er-Jahre wiederholt aufführen und gastierte damit in Leipzig, Wiesbaden, Duisburg, Halle, Frankfurt am Main und Frankfurt (Oder). Nach Paris kehrte er 1889 anlässlich der Weltausstellung zum letzten Mal zurück. Gouvy starb auf einer seiner Konzertreisen 1898 in Leipzig an den Folgen eines Herzinfarkts, begraben wurde er in Hombourg-Haut.
Zu Lebzeiten wurde Gouvy erst zögerlich Anerkennung zuteil; nach seinem Tod wurde sein Werk ein Jahrhundert lang fast vollständig vergessen. Als Grund hierfür wird häufig Gouvys Stellung zwischen den beiden Kulturen angeführt, zu einer Zeit großer Spannungen zwischen Deutschland und Frankreich. Darüber hinaus trafen Gouvys musikalische Interessen nicht den Geschmack des Pariser Publikums, das zu jener Zeit gegenüber Instrumentalmusik generell wenig aufgeschlossen war. Als Édouard Lalo ab den 1870er-Jahren dann erste Erfolge auf diesem Gebiet feierte, hatte Gouvy sich bereits der Chormusik zugewandt.
[Quelle: Wikipedia]